Reinhard Krehl sieht "die Natur als Text", den wir lesen. Ein Gedanke, mit dem er sich auf Wolfgang Hilbig (und Novalis) bezieht - und auf "Das Meer in Sachsen". Am Hilbig-Jahr 2021 beteiligt sich Krehl mit Naturselbstdrucken, für die er Pflanzen aus dem ehemaligen Tagebaugebiet zwischen Leipzig und Meuselwitz verwendet. Titel: "Man erlaube mir ein violettes Distelfeld zu verwüsten." Ausgestellt werden die Drucke im September von der Leipziger Galerie intershop.
Die Galerie auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei in Leipzig-Plagwitz macht auch jetzt mit virtuellen Ausstellungen und "digitaler Geselligkeit" auf ihre Künstler aufmerksam, plant aber, Krehls Arbeiten zu Wolfgang Hilbig im Spätsommer 2021 in "echter Galeriewirklichkeit" zu zeigen.
Dass der Künstler Reinhard Krehl diese unmittelbar naturverbundene Beschäftigung mit Hilbigs Text "Das Meer in Sachsen" gewählt hat, ist kein Zufall. Der Künstler versteht "die Natur als Text" eigentlich in allen seinen Projekten: dem Spazierengehen als Urerfahrung künstlerischer Bearbeitung von Raum oder den Wildblumenmischungen als "aussäbaren Bildern". Die Lucas-Cranach-Mischung zum Beispiel enthält Pflanzen, die allegorisch aufgeladen auf Gemälden Cranachs zu sehen sind.
Krehls Naturselbstdrucke aus der Serie "Man erlaube mir ein violettes Distelfeld zu verwüsten" entstehen - wie Wolfgang Hilbigs Texte - aus Elementen faktischer regionaler Wirklichkeit, um so auf ein überzeitliches und überörtliches Geheimnis zu verweisen.
© Reinhard Krehl 2021: Aus der Serie "Man erlaube mir ein violettes Distelfeld zu verwüsten"
Ein Arbeitsstipendium der Stadt Leipzig im Jahr 2020 fördert die Entstehung der Kunstwerke.
Die ersten Arbeiten, die auch zu kaufen sind, zeigt der Künstler hier.